Strölin Haus (5)

Wenden wir uns gleich nach der Steinernen Brücke nach links und biegen nach wenigen Metern bei der Raiffeisenbank nach rechts ab, sticht sofort das mit viel Aufwand renovierte Strölin-Haus ins Auge.

Wegen der bis zum letzten Krieg darin befindlichen Spezialhandlung der Geschwister Lupp wird das Gebäude von älteren Bewohnern oft das “Lupp-Haus” oder “Beim Bogenkramer” genannt. Die ursprünglich an diesem Platz stehende Behausung des Taglöhners Leonhard Schuster wurde Ende der 1580er Jahre von Chistopherus Strölin, Adlerwirt, mehrfachem Bürgermeister und einem der reichsten Harburger seiner Zeit, erworben, abgebrochen und dafür ein komfortables Wohngebäude errichtet. Dieses wurde durch eine Brücke und einen Gang im Keller mit dem Nachbargebäude verbunden und bildete mit diesem eine wirtschaftliche Einheit.

Das Erdgeschoss wurde als Remise oder Stallung genutzt, zwei Dachböden und ein Gewölbekeller dienten zu  Lagerzwecken. Die ursprüngliche Ausstattung und Gestaltung spiegelte weniger durch Formenreichtum als durch Materialauswahl und Gediegenheit den Wohlstand des Besitzers wieder. Tragenden Holzteile sind aus Eichenholz gefertigt, gestemmte und glatte Zimmertüren mit konsolengestützten Verdachungen, Schlössern, Beschlägen, Schlieren-, Bretter- und Balkendecken zeugen vom Lebensstil des Bauherrn.

Alle Reste früherer Verglasungen sind noch vorhanden. Strölin starb 1615 kinderlos. 1617 erwarb es der Pfarrer und Superintendent Johann Spagmann, Begründer einer Stiftung für arme Harburger Schulkinder. 1659 kam es in den Besitz des Wagners Georg Berger. Das große Einfahrtstor und das freie Erdgeschoss kommen dem Betrieb sehr zustatten. Unter den Nachkommen Bergers wird später das Haus in zwei Einheiten geteilt: in den lichten Ostteil und den bescheidenen Westteil. Letzterer wird zu einem Quartier für sozial benachteiligte Essigsieder und Botengänger. Im anderen Teil arbeitet und wohnt ein Schneider, dann richtet der junge Kaufmann Defner einen Laden ein. Mathäus Lupp erwirbt 1865 das gesamte Anwesen und ermöglicht eine Gesamtinstandsetzung, bei der die Aufteilung des großen Einfahrtstores in zwei kleine Schaufenster und eine Ladentüre erfolgt. Nach längerer Leerstandszeit erwarb die Stadt Harburg das Gebäude, sanierte es und nutzt es seit dem Jahr 2002 als Bücherei.

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