Das Bockfest findet seinen Ursprung in den Wirren der Napoleonischen Kriege: Am 24. Juni 1800 hatten sich in der Burg 160 Mann österreichischer Infanterie unter dem Kommando eines Oberleutnants festgesetzt, der den Befehl gegeben hatte, sich aufs Heftigste dem Durchmarsch der Franzosen, die sich von Ebermergen her in Bewegung setzten, zu widersetzen. Nach ungefähr dreißig Kanonenschüssen auf die Burg und der Drohung, dass die Harburg mit Haubitzen, die schon bis Ebermergen hergeführt worden waren, in Brand geschossen und dann die Besatzung niedergemacht werden sollte, kapitulierten endlich die Österreicher und wurden zu Kriegsgefangenen erklärt. Während und nach der Beschießung der Harburg plünderten französische Soldaten im Markte und fügten vielen Bürgern bedeutenden Schaden zu. Da die Sache aber doch noch verhältnismäßig glimpflich abgegangen war, wurde der 24. Juni bis zum Jahre 1898 mit kürzeren oder längeren Unterbrechungen festlich gefeiert. Als Festplatz diente der bewaldete Teil des Bocks, der Hühnerberg.
Das Bockfest wurde erstmals ungefähr 1830 von der Stadt Harburg (Schwaben) als Erinnerungs- und Dankfeier begangen.
Alten Aufzeichnungen zufolge soll in früherer Zeit das Fest auch wiederholt im „Rittersaal“ der Burg und im Burghof gefeiert worden sein.
In den Jahren vor und nach dem ersten Weltkrieg wurde das Bockfest wiederholt abgehalten, wobei die jeweiligen Veranstalter der Liederkranz und der Turn- und Sportverein waren.
Es lebte im Jahre 1955 nach rund dreißigjähriger Unterbrechung durch die Initiative des im Jahre 1949 anstelle des früheren Verschönerungsvereins entstandenen »Heimat- und Fremdenverkehrsvereins« wieder auf.
Da auf dem ursprünglichen Festplatz mittlerweile die Anlagen der Rundfunkstation »Hühnerberg« errichtet worden waren, wurde ein neues Festgelände gesucht und am Waldrand beim Judenfriedhof gefunden. Der etwas beengte neue Festplatz wurde Ende der sechziger Jahre von der Stadt durch Erdaufschüttung verbreitert.
Aus einer Aufzeichnung: „... Der Beginn des Festes am 26. Juni 1955 war auf 13.00 Uhr festgelegt worden. Die Schulklassen marschierten um 12.45 Uhr von der Schule zum Marktplatz, um sich dort der Stadtkapelle und der Sudeten-Jugend anzuschließen. Auf dem Festplatz angekommen, erfolgte nach einem Eröffnungsmarsch die Begrüßung durch den Bürgermeister. Der Liederkranz und der Turn- und Sportverein (mit einem Reigen) wirkten bei der Gestaltung des Festes mit. Es nahm trotz eines Gewitterregens einen guten Verlauf. Die Schulkinder freuten sich über die geschenkte Bockwurst mit 2 Bretzgen. Das Sackhüpfen, der Kletterbaum und das Topfschlagen lösten bei Alt und Jung wahre Lachsalven aus. Die Musik erfreute alle mit ihren Märschen. Das Bier floß gut und brachte manchen Bürger in gute Stimmung. Dieses Fest soll traditionell jedes Jahr abgehalten werden und hoffen wir das nächste Fest ohne Regen und mit mehr Bier zu feiern ...
Auch das Bockfest am 21. Juni 1964 schien wieder einmal buchstäblich ins Wasser zu fallen, nachdem es den ganzen Samstag und am Morgen des Sonntags kräftig geregnet hatte: „... doch Petrus hatte ein Einsehen und es wurde doch noch ein sonniger Tag. Schon beim Standkonzert des dreißig Mann starken Deininger Musikzuges auf dem Marktplatz um 11.00 Uhr hatten sich zahlreiche Zuhörer eingefunden. Weit über tausend Festbesucher hatten sich dann am Nachmittag auf dem Bock versammelt, um einige fröhliche Stunden zu verbringen. Auch Tanzfreudige kamen diesmal auf ihre Kosten, denn in diesem Jahr war durch die Stadt eine Tanzfläche betoniert worden und es wurden zum Preis von 1 DM Tanzabzeichen ausgegeben. ...“ Im Rahmen der damals bereits traditionellen Kinderbelustigungen wurden vom Heimat- und Fremdenverkehrsverein 600 Bretzen, fünf Kilogramm Bonbons und 20 Kilogramm Würste ausgegeben. Obwohl dann am Abend wieder eine Schlechtwetterfront aufzog, die zum Aufbruch drängte, war es doch wieder ein gelungenes Bockfest.
Für die Gestaltung des Bockfestes am 20. Juni 1965 wurden teilweise neue Richtlinien notwendig, da die Brauerei und Gastwirtschaft »Zur Sonne«, die bis dahin jährlich den Bierausschank übernommen hatte, ihren Betrieb einstellte. Die Harburger Gastwirte wurden deshalb gebeten, mit ihren Brauereien Verbindung aufzunehmen. Letztendlich ergab es sich dann, daß von Jahr zu Jahr der Festwirt aufgrund der jeweils eingegangenen Bewerbungen neu bestimmt wurde.
Am Vorabend des Bockfestes ein Sommernachtsfest zu veranstalten, war seit dem Jahr 1979 bis vor kurzem üblich gewesen: Da das Bockfest in dem Jahr 1979 wegen schlechten Wetters nicht stattgefunden hatte, wurden vom damaligen Jugendreferenten des Stadtrates allein die Kinderbelustigungen im Rahmen des städtischen Ferienprogramms auf dem Festplatz beim Judenfriedhof an einem Samstag nachgeholt. Gerade recht kam es da, daß der für das Bockfest vorgesehene Festwirt und die übrigen Harburger Firmen, die für das leibliche Wohl zu sorgen gehabt hätten, dies zum Anlaß nahmen, an diesem Samstag- der übrigens sehr heiß werden sollte - ein Sommerfest zu veranstalten. Dies wurde dann lange Zeit am Vorabend zum Bockfest veranstaltet.
Das Gipfelkreuz auf dem Bock, unter dem seit Jahren am Vormittag des Bockfestes ein Feldgottesdienst gefeiert wird, wurde durch den damaligen Heimat- und Fremdenverkehrsvereins im Jahre 1957 geplant und im Jahre 1961 errichtet. (Quelle: Harburger Hefte 1, Seiten 91 - 93)
Auch heute noch findet das tradionelle „Bockfest“ an einem Sonntag im Juni statt.