Station 13 – Von Pfarrern und Polizisten

Das stadtauswärts gelegene stattliche Gebäude mit dem Fachwerkgiebel im oberen Drittel war früher das Glait-  von Geleitschutz -  und Gerichtsschreiber-Haus, und später dann das evang. Pfarrhaus. Die Wohnung des Pfarrers war früher in der Burg. Um ihm nach dem Bau der Stadtkirche den beschwerlichen Weg zu erleichtern, baute man für ihn den Treppenweg hinunter zur Kirche entlang des heutigen Kriegerdenkmals (entstanden 1965).  Von hier aus gelangte er auf kürzestem Weg vor die Sakristei.

Als 1694 die Wohnung des Pfarrers für den fürstlichen Hausstand benötigte wurde, wurde das Pfarrhaus in das Gerichtsschreiberhaus verlegt.

Die Straße durch Harburg war schon in vorchristlicher Zeit eine bedeutende Handelsstraße und während der verschiedenen Kriege auch Heerstraße. Sowohl die Kaufmannszüge als auch Heerestrosse mussten die früher am Eingang der Altstadt stehenden Markttore passieren. Ein historischer Verein aus dem Allgäu vollzieht alle paar Jahre einen solchen Kaufmannszug nach. Start ist in Schongau, dann verläuft die Strecke weitgehend auf der alten Handelsstraße über Augsburg, Donauwörth, Harburg, Nördlingen, Rothenburg bis Seligenstadt. Im Tross wird auf Pferdegespannen, Eselskarren, Kutschen, Pferden und Eseln weitgehend alles mitgeführt, was auf der langen Reise benötigt wird.

Man kann sich heute kaum noch vorstellen, wie sich bis zur Eröffnung des Tunnels 1957 und dem Bau der neuen Wörnitzbrücke der Verkehr durch die Innenstadt quälte. Eine der wenigen „Ausweichstellen“ lag an der zur Straße liegenden Stadtmühle.

In dem gegenüberliegenden stattlichen Gebäude befanden sich bis 1933 die Stadtkanzlei und bis 1960 die Polizeistation, älteren Bürgern als „Gendarmerie“ bekannt. Zuletzt waren auf der Dienststelle 5 Beamte beschäftigt, einer davon als „Polizei-Diensthundeführer“. Der Dienstbereich ging im Süden bis Ebermergen und Mauren, im Norden bis Huisheim, im Westen bis an die Grenze bis Hoppingen und im Osten bis Mündling. Streifen mussten zunächst zu Fuß gegangen werden, später erhielt der Posten 2 Dienstfahrzeuge zugewiesen und im letzten Dienstjahr sogar eine 250er BMW. Als Waffen dienten anfangs Gummiknüppel, danach amerikanische Karabiner und zuletzt Trommelrevolver. Für Arrestanten im Haftraum des Armenhauses wurden als Verpflegungsgeld 0,80 Pfennig je Frühstück, 1,60 Mark für Mittagessen und 1 Mark für Abendessen angesetzt. Zubereitet wurde das Essen von der Armenhausaufseherin. 

Harburger Polizeibeamten, Bürger und viele Kinder waren an der Produktion eines Verkehrs-Lehrfilms mit dem Titel „Kinder, gebt obacht“ beteiligt.